Auch Therapeuten sind nur Menschen

Eigentlich hätte alles so schön sein können. Morgens war es noch ein ganz normaler Tag. Die Termine liefen reibungslos ab. Zufriedenheit auf beiden Seiten.

 

Der Nachmittagstermin änderte dann die Sichtweise auf mich selber.

Eine Klientin kam ohne feste Vorstellungen und Wünsche. Ihre Mutter ist an Demenz erkrankt und "eigentlich" wollte sie nur ein paar Informationen über die Erkrankung und den Verlauf und die kommenden Veränderungen. Wie aus dem Nichts, mitten im Gespräch, fragte sie mich plötzlich: "was können Sie für mich tun?" Das war wohl nicht mein Tag :-(  Damit hat sie mich kalt erwischt. Ich stellte die Gegenfrage: "was möchten Sie denn, das ich für Sie tue?" Sie sah mich prüfend an. "Weiß nicht, sagen Sie es mir". Statt ihr klar aufzuzeigen, welche Möglichkeiten ich ihr biete, eierte ich blöd rum.

Ja, ich hätte aufzählen sollen: wir können uns ihre emotionale Haltung zu ihrer Mutter näher anschauen, wir können der Distanz und der Wut die sie fühlen auf den Grund gehen, wir können für Ausgleich und Entspannung mittels Hypnose sorgen, wir können Eigenübungen für zu Hause einstudieren, wir können die Selbstwertschätzung stärken und ihre Ressourcen mobiliseren, und und und.

Habe ich aber nicht  :-(

All das fiel mir ein, als meine Klientin bereits gegangen war. Ich ärgerte mich über mich selber, über meine unprofessionelle Haltung, meine schlechte Vorbereitung an diesem Tag. Aber letztendlich stellte ich fest: auch ich bin nur ein Mensch, der nicht täglich gleich funktioniert. Und das ist gut so  :-)

 

Ich habe aus dieser Begegnung viel gelernt und für mich mitgenommen. Es ist wie mit allen Fehlern - man begeht sie nur einmal. Seit diesem Termin bin ich vorbereitet. Herzlich willkommen in meiner Praxis - sie werden sich verstanden und wohl fühlen - bei der menschlichen Therapeutin ;-)